•
„Schwarzhörern" em pfiehlt STEREO
monatlich die besten Schallplatten
des „Schwarzmarktes"
Creedance Clearwater Revival
Sarah McLachlan
THE COMPLETE STUDIO ALBUMS
U
n iversal/Fantasy 7 LPs, dacapo-tecotds.de
Wer mit der schnarrend-scharfen,
durchdringenden Stimme John
C. Fogertys in der Vergangenheit
nichts anzufangen wusste, den
wird auch diese Zusammenstellung
aller sieben Studioalben der Band
nicht vom Gegenteil überzeugen.
Wer sich jedoch einen detaillier-
ten Überblick über das Schaffen
dieses Quartetts, das auf „Mardi
Gras“ zum Trio geschrumpft war,
verschaffen will, der hat mit dieser
Box ein geeignetes Dokument zur
Hand. Der Zeitaufwand hält sich
dabei mit maximal
20
Minuten pro
Seite in überschaubaren Grenzen,
und da die Band anscheinend eher
daran interessiert war, auf den Al-
ben Hit an Hit zu reihen (und dabei
extrem erfolgreich war) als ihnen
einen roten Faden zu verpassen, ist
das Vergnügen ein kurzweiliges.
Der kreative Output zwischen
19 6 7
und
19 7 2
war beträchtlich.
Über den historischen Wert der
zwischen Blues und Rock ange-
siedelten Songs darf trotz ihrer
mit leichter Hand vorgetragenen
Diktion diskutiert werden, kaum
aber über die lieblose Aufmachung
der Box. Keinerlei Infos über die
Band oder Hintergründe dieser
Edition, einfache Papier- statt An-
tistatikhüllen, dafür ein Gutschein
für einen kostenlosen MP
3
-Down-
load aller Platten - die zwar sau-
ber gepresst sind, sich klanglich
aber in keiner Hinsicht
mit den
RTI-Pressungen messen können.
Eine spanische Billigpressung von
19 8 3
wurde aber in Feinzeichnung
und tonaler Balance in die Schran-
ken gewiesen.
Michael Lang
SOLACE
Analogue Productions 2 LPs, vinylkatalog.de
Eine
Sternstunde
in
Sarah
McLachlans an solchen nicht armen
Karriere war die Aufnahme von Ran-
dy Newmans „When She Loved Me“
für seinen Soundtrack zu „Toy Story
2
“. Ein Jahr zuvor hatte sie mit dem
mehrere Millionen Mal verkauften
Album „Fumbling Towards Ecstasy“
unverhofft sehr viele Bewunderer
gefunden. Immerhin ein Achtungs-
erfolg war da schon op.
2
(„Sola-
ce“) gewesen - eine Kollektion von
Songs, von denen sich einige durch
„Both Sides Now“-Klasse auszeich-
neten und die meisten in ihrer In-
timität mehr oder minder an Joni
Mitchells „Ladies Of The Canyon“
und „Blue“ erinnerten. Darunter
waren Lieder über eigentlich un-
mögliche Liebesbeziehungen und
viele, die menschliche Gefühle in
ihrer Komplexität ungewöhnlich tief
fernab aller Klischees ausloteten.
In ihrer Finesse leuchtete die sub-
tile Produktion die Songs ein ums
andere Mal ungemein stimmungs-
voll aus. Pierre Marchand war ein
kongenialer Produzent für die
damals neuesten Kompositionen
von Ms. McLachlan! Ihr emotional
klassisch zurückgenommener und
nie auch nur näherungsweise auf
Effekt schielender Vortrag prädes-
tinierte sie geradezu als Interpretin
für den eingangs genannten Randy
Newman-Song. Eine Kostprobe
davon, wie bravourös sie später
öfter mit Deutungen handverlese-
ner Fremdkompositionen brillieren
sollte, gab hier schon ihre Aufnah-
me von Donovans „Wear Your Love
Like Heaven“.
Die komplexen Arrangements
bringt die Vinyl-Überspielung per-
NEUES AUF VINYL
fekt zur Geltung. Über die vier mit
45
rpm geschnittenen LP-Seiten
verteilt, musste man weder im Pe-
gel noch in anderen Aspekten Kom-
promisse eingehen, schon gar nicht
was die beträchtliche Dynamik der
Aufnahmen angeht. Auch bei der
praktisch perfekten Pressqualität
kommt große Freude auf.
Franz Schöler
Ella Fitzgerald
SUNSHINE OF YOUR LOVE
MPS/Edel LP
, erhältlich etwa bei vinylkatalog.de
So ändern sich die Zeiten. Während
wir heute die Übertragung der At-
mosphäre bei Live-Aufnahmen als
Beleg für einen einzigartigen Mo-
ment schätzen, stellte Produzent
Norman Granz als Vorzug seiner
Mitschnitte mit Ella Fitzgerald vom
Oktober
19 6 8
im Fairmont Hotel in
San Francisco heraus, die Nacht-
clubgeräusche so weit wie möglich
reduziert sowie die Applaussequen-
zen sehr kurz gehalten zu haben,
die folglich beinahe abrupt aus-
geblendet werden. Dabei gab es
reichlich zu beklatschen, denn die
Fitzgerald wandte sich hier nach
ihren berühmten Songbook-Alben
freieren Themen zu, interpretierte
etwa Lennon/McCartneys „Hey
Jude“ oder Jobims bezauberndes
„Useless Landscape“ . Letzteres
profitiert wie die gesamte B-Seite
in seiner Intimität von der ge-
fühlvollen Begleitung durch das
Tommy Flanagan Trio, während die
A-Seite mit Orchester eingespielt
wurde und fetzigere Akzente setzt.
In jedem Fall ist Ella der Star und
zeigt die vielfältigen Facetten ihrer
Ausdruckspalette.
Sie selbst soll gesagt haben,
diese sei eine ihrer besten Darbie-
tungen, teilt Granz im Begleittext
dieser Scheibe mit, die als makellos
gepresstes MPS-Reissue in Edels
„AAA“-Reihe erscheint, was für
durchgängig analoge Produktion
steht. Tatsächlich bietet der Klang
einen entsprechenden Touch und
besticht mit kräftigem Bass, betont
homogenen Mitten sowie leicht
gedecktem, fein akzentuiertem
Hochtonbereich. Eine Genussplat-
te gerade auch dann, wenn man
sonst nichts von der wohl größ-
ten Jazz-Sängerin aller Zeiten im
Schrank hat.
Matthias Böde
Queen
LIVE AT THE RAINBOW 74
Virgin 2 LPs, erhältlich etwa bei dacapo-tecotds.de
Dieses Doppelalbum bietet eine
Essenz dreier legendärer ausver-
kaufter Queen-Konzerte
1 9 7 4
im
Londoner Rainbow-Theatre, das
erste aus der „Queen II Tour“ im
März, das zweite und dritte aus
der „Sheer Heart Attack Tour“ im
November. Es ist nicht unbedingt
die Schaffensperiode von Freddy
Mercury und Queen, die ich am
liebsten mag, aber zweifellos eine
der abgefahrensten. Die bekann-
testen Stücke sind die beiden
Hit-Singles „Seven Seas Of Rhye“
und natürlich „Killer Queen“.
40
Jahre nach den Konzerter-
eignissen und mehr als
23
Jahre
nach dem Tod des charismatischen
Frontmannes entfesselt das liebe-
voll remasterte Album viel vom
Zauber und der Energie dieser
einzigartigen Band, es gelingt die
Wiedergabe einer energiegelade-
nen und dichten Live-Atmosphä-
re. Audiophil ist das Ganze nicht
wirklich, wenngleich authentisch
und zweifellos gut, die Fertigung
der beiden Platten ist tadellos. Für
Queen-Fans mehr als eine Überle-
gung wert.
Tom Frantzen
STEREO 2/2015 119
FOTO:J OHNNY DEWE MATHEWS
